Unsere Reise zum Tierheim vom 21.-28. September 2022

08.10.2022

Endlich war es soweit, der „Streik-Gott“ war uns hold, Bodenpersonal, Piloten, Flugsicherung arbeiteten – wir konnten zu viert Richtung Thessaloniki starten. Und auch der „Wetter-Gott“ meinte es gut mit uns. Wir stiegen schon bei Sonnenschein und gut 20 Grad in Thessaloniki aus. Und die Sonne und noch höhere Temperaturen begleiteten uns dann bis zum Abflug eine Woche später.

Was würde uns im Tierheim erwarten? Wir waren etwas besorgt nach dem Sturm, der einige Wochen zuvor über das Tierheimgelände brauste.
Doch zuerst Abfahrt von unserer Pension zum Tierheim – wie jedes Mal mit Freude und gleichzeitig Grummeln im Bauch. Dann endlich angekommen, Vasso und ihre Mitarbeiterin Jana begrüßten uns herzlich. Und natürlich Staff-Hündin Lela, die kleine Chefin des Tierheims. Wir lagen uns in den Armen, Freudentränen flossen, Lela bekam ihre Streicheleinheiten und einige Knutscher auf die Stirn.

Die erste Überraschung: es war alles sooo grün! Einige Tage zuvor regnete es in der Region Thessaloniki sehr stark (in den Städten zu stark) und die Natur sog jeden Tropfen auf und ließ in kürzester Zeit alles wieder sprießen!

Dann die zweite Überraschung: die Sturmschäden im Tierheim waren nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Zwei größere Bäume sind umgekracht, einige große Äste von anderen Bäumen auch. Die Gehege, die eh dringend reparaturbedürftig sind, wurden durch die Bäume und Äste zusammengedetscht, konnten aber wieder notdürftig hergestellt werden.

Dann ging es los: erst einmal unsere vielen Utensilien, die wir jedes Mal mitbringen, herangeschleppt. Natürlich auch kiloweise Leckerlis für Hunde und Katzen, viele Tuben Leberwurstpaste.

Im Freilauf begrüßten wir einige „alte Bekannte“: Rennmaus Betty, Boxerhündin Maggy, Vassos Hund Tiramisu, der dreibeinige Henry, Peppe, Mimis, Fantomas, der große Loisos und immer mittendrin „Chefin“ Lela. Ihr Kumpel Panagos, war recht unzufrieden, dass er nach seiner Kastration für einige Tage im Zwinger bleiben musste. Aber das ist nicht zu ändern und erleichterte uns unsere Arbeit sogar. Panagos ist ein stattlicher Herdenschutzhund, der seine Aufgabe ernst nimmt. Inzwischen findet er es nicht mehr toll, wenn Fremde im Tierheim herumlaufen. Und damit hat er ja auch Recht!

Auch einige neue Hunde waren im Freilauf unterwegs: die kleine Roza und Cheeta, die niemanden an sich heran lässt. Deshalb sieht sie so verfilzt aus… aber sie wird versorgt, läuft herum, ist interessiert an allem, braucht aber noch ihren Sicherheitsabstand. Es wäre der kleinen Hundedame zu wünschen, dass sie bald zutraulicher werden kann und ihr Vertrauen in Menschen wächst. Der alte Vrahos ist auch immer dabei, genau wie der behinderte Bo, die alte Belinda und der alte Vrasidas.

Schon wenn wir am ersten Tag ankommen, wissen wir, dass wir nicht allen Tieren Zeit widmen können… das ist jedes Mal traurig, aber nicht zu ändern, da zeitlich einfach nicht zu schaffen! Die Hunde, die im Juni, als wir zu zweit das Tierheim besuchten, aus den Zwingern durften, mussten diesmal vergebens warten. Natürlich auch die Glücklichen, die am 30.09.22 per Transport nach Deutschland reisten, holten wir nicht aus den Zwingern. Leider können wir ihnen nicht erklären, dass sie schon einige Tage später zu ihren Familien und Pflegefamilien reisen dürfen.

Wir dürfen wirklich sagen, dass wir in 6 Tagen Tierheim echt viel geschafft haben! Viele Hunde und Katzen werden wir in den nächsten Wochen, einer nach dem anderen, zur Vermittlung einstellen. Anfangen werden wir mit den ganz jungen und den alten Hunden. Die einen sollen gar nicht erst ihre „Tierheim-Karriere“ starten müssen und die anderen haben keine Zeit mehr zu warten.

Einige Hunde haben eine herzergreifende Wandlung gemacht: aus sehr ängstlichen Hunden wurden Hunde, die vorsichtig vertrauen, Leckerlis aus der Hand nehmen und sich auch ein wenig streicheln ließen. Manchmal „nur“ mit ausgestreckter Hand an der Schnauze. Aber auch das ist toll, wenn der Hund im Jahr zuvor ängstlich vor uns in seine Hütte floh: dies waren Angela, Alexa, Nikol und Lasco (wurden nie eingestellt, weil sie so ängstlich waren), Olaf und Aglaia,  Roma und Heety.

Einen halben Tag widmeten wir uns zu zweit den Katzen. So viele nette Samtpfoten! Einige schon richtig schmusig und schon fast aufdringlich, andere noch vorsichtig, aber interessiert an uns oder besser an den mitgebrachten Leckerlis.

Wir hoffen nun sehr, dass wir für viele der Tierheim-Schätze ein schönes Zuhause finden können, denn jede einzelne Seele hat Liebe und Geborgenheit verdient!

Leider gibt es auch schlechte Nachrichten: die Tierheimleitung hat vom dortigen Veterinäramt einige Auflagen bekommen. Die Gehege müssen einen festen Boden bekommen (Beton oder Fliesen), ein Teil jedes Geheges muss überdacht werden, fürs Abwasser der beiden Zwingeranlagen muss eine Sickergrube gebaut werden. Außerdem muss das Katzengehege vergrößert werden. Es wird ein riesiger Kraftakt werden um all diese Auflagen umzusetzen und zudem die maroden Gitter und Tore der Gehege zu erneuern. Zum Glück haben wir für die sturmgeschädigten Gehege viele Spenden bekommen wofür wir uns auch an dieser Stelle herzlich bedanken möchten! Aber wie alles andere finanziert werden soll, steht noch völlig in den Sternen.

Vielleicht gibt es handwerklich begabte Leser dieser Zeilen, die sich einen Arbeitseinsatz im Tierheim vorstellen können, die mit „Sack und Pack“ und Gerätschaften anreisen wollen? Allerdings können wir keinerlei Reise- und Unterbringungskosten übernehmen. Das muss aus privater Tasche gezahlt werden – so wie auch wir unsere Tierheimaufenthalte selbst finanzieren.

Wie Sie lesen können – der Tierheimalltag ist ein ewiger Kampf! Wir versuchen Vasso Hatzimanoli so gut es geht zu unterstützen und hoffen auf ein kleines Glück für viele Hunde- und Katzenseelen!

Ihre
Petra Woll, Anja Weiskopf, Michaela Walther und Silke Flögel