Croll und Croullina – ein ehrlicher Bericht über unsere Oldies

Seit dem 30.06.2019 sind Troll und Lina (so heißen die beiden bei uns) Mitglieder unserer Familie.
Wir hatten uns im Vorfeld ganz viele Gedanken gemacht, wie man den Alltag und besonders Urlaube mit einer ganzen 4-köpfigen Hundemeute bewältigen kann. Ach, die Oldies können so viel nicht mehr laufen, unser großer Garten und vielleicht regelmäßige Wiesenrunden hinterm Haus werden reichen. Am besten eine räumliche Trennung (Babygitter), damit die beiden Bestandshunde erst mal sich in Ruhe mit der neuen Situation abfinden können.

Dann waren die beiden da – und alles war anders:

Lina erwies sich als völlig inkontinent und sie wollte am liebsten nur in ihrem weichen Körbchen liegen. Beim Spazierengehen brach ihr linker Hinterlauf oft unkontrolliert weg, da half nur Warten bis sich dieser Anfall löste oder Abholen lassen. Ihr ganzes Gesicht, besonders die Augen, blickten ausdruckslos, freudlos.
Troll war mehr als hyperaktiv. Er fand überhaupt keine Ruhe und seine Distanzlosigkeit hat zu zwei Prügeleien mit unseren Bestandshunden geführt. Selbst nachts fand er keine Ruhe, wir hörten ihn oft herumlaufen. Zu allem Überfluss litt er sehr stark unter Juckreiz, in Teilen riss er sich das Fell raus oder fiel um, weil er sich zu stark gekratzt hatte. An Stubenreinheit war bei beiden überhaupt nicht zu denken……

Und heute:
Mit jeder Woche waren Veränderungen zu verspüren – manchmal unmerklich und ganz klein, aber es änderte sich ganz viel.
Mit unserem Tierarzt haben wir eine Vereinbarung: Wie bei allen unseren Hunden haben wir die beiden sofort nach Ankunft dort vorgestellt. Wir sind uns einig: Troll und Lina sollen Spaß am Leben haben – und wenn Medikamente helfen, bekommen sie, was sie brauchen. In ihrem Alter muss man nicht mehr übervorsichtig sein, die Lebensqualität ist in unseren Augen viel höher zu bewerten. Zwar arbeiten wir ganz viel mit Futterzusätzen und Homöopathie, doch brauchten wir bei den beiden alten Hunden schnellere Erfolge.
Lina bekommt zwei mal täglich einen Sirup gegen ihre Inkontinenz – seit dem hält sie dicht. Manchmal bleibt auch der „Seniorenstift“ über Nacht sauber und trocken, eine große Erleichterung.
Troll leidet unter atopischer Dermatose. Da wir ihn nicht noch mehr Tests unterzeihen wollen, währenddessen der Juckreiz auch nie nachgelassen hat, bekommt er Cortison. Fast jeden Abend wird er ausgiebig gebürstet – ganz langsam bessert sich der Zustand seines glanzlosen, verfilzten Felles. Zwar war er geschoren, als er kam, doch wuchs sein Fell irgendwie als Filzteppich nach. Wir werden ihn im Frühjahr mal von einem richtigen Hundefriseur scheren und schick machen lassen.
Gegen den Durchfall, der die beiden manchmal drangsaliert, schwören wir auf Oukubaka – diese Globulis wirken Wunder bei Mensch und Tier.
Beide laufen für ihr Leben gern große Spaziergänge (eine Stunde oder 1,5 Stunden sind normal) und es ist gefühlt Jahre her, dass Linchen zusammengebrochen ist. Unsere „Queen Mum“ hat richtig Muskeln bekommen und eine tolle Taille! Wirklich freudestrahlend kommt sie uns entgegen, sobald wir nach der Arbeit heimkommen, sie ihre Leine sieht oder falls sie beim Spaziergang mal wieder den Anschluss verloren hat und eilig hinter uns hergelaufen kommt. Troll ist ein drolliger LiLaLaune-Bär geworden. Er hüpft und springt wie ein junger Hund, sobald er merkt, dass wir zum Spaziergang rüsten. Wir haben ein neues Auto – schon für Helmut wollten wir einen Bulli und dieses Auto ist jetzt ein echter Sechser im Lotto. Für die Oldies passen genau zwei Hundeboxen nebeneinander in den Kofferraum. Die Rampe war überhaupt kein Problem, ganz im Gegenteil, oft wird sie „im Flug“ genommen. Troll fällt hin, steht auf und macht genauso fröhlich weiter wie bisher!
Wir waren mit vier Hunden im Urlaub – und es war eine ganz tolle Erfahrung. Ja, mein Mann ist jede Nacht mit Lina zum Pullern rausgegangen, sobald sie sich gerührt hat (wer will schon ein Ferienhaus „versauen“), doch hat dieses der Erholung keinen Abbruch getan. Es war ein anderer Urlaub als bisher – nicht besser oder schlechter, einfach anders. Und es hat uns so gut gefallen, dass wir im April wieder in dieses Haus fahren. Lob vom Vermieter: “Wenn sie nicht ehrlich gesagt hätten, dass dort vier Hunde gewesen sind, hätte ich das gar nicht gemerkt!”
Es ist eine Herausforderung, gleich zwei so alte Hunde aufzunehmen. Diese Entscheidung ist mitten in der Nacht gefallen, „was wäre, wenn jetzt einer der beiden stirbt und wir nicht geholfen haben???“. Also: beide oder keiner. Es bedeutet Arbeit, genaue Planung des alltäglichen Arbeitstages – wer kommt wann nach Hause, wer geht schon die Pipi-Runde usw. usw., manchmal auch Verzicht (die beiden Senioren kann man nicht den ganzen Abend allein lassen, um mal bis in die Morgenstunden eine Party zu feiern – es sei denn, man mag größere Reinigungs- und Wischarbeiten!). Dann fährt man zwischendurch nach Hause, verkürzt die Partydauer oder geht gar nicht erst los! Allein sind vier Hunde eine echte Aufgabe, doch zu zweit sind wir ein echt eingespieltes Team. Jeden Abend, bei der letzten Kuscheleinheit bevor das Licht gelöscht wird, danken wir für die Zeit mit Troll und Lina. Sie hängen mit wirklich inniger Liebe an uns, entdecken jeden Tag etwas Neues in der Welt und strahlen so eine immense Lebensfreude aus, dass man die beiden nur lieb haben kann. Egal, wie viel Zeit uns noch bleibt – diese werden wir so intensiv wie es nur irgendwie geht, nutzen.

An dieser Stelle können wir nur all denen Mut machen, die überlegen, ob auch ein älterer Hund in ihr Leben passen könnte. JA, aus tiefsten Herzen JA. Troll und Lina sind mindestens 13 Jahre alt und haben soooo viel noch gelernt. Man muss ein wenig die schöne Komfort-Zone verlassen, in der man sich sein Leben so bequem und pflegeleicht wie möglich eingerichtet hat. Wir haben uns bewusst diesen geänderten Vorzeichen gestellt, viele blöde Ratschläge uns anhören müssen („vier Hunde- das ist schon fast asozial“, „nehmt doch lieber einen Welpen, da kann man viel mehr mit machen“ und vieles mehr), doch wir haben diese Entscheidung aus voller Überzeugung getroffen. Troll und Lina hatten eine Chance verdient. Zwar können beide nicht mehr richtig hören oder gucken, sind keine Hundeschönheiten im allgemeinen Sinn, aber sie sind immer mit dabei, mitten im Leben, mitten in unserer Familie.

Troll, früher Croll, oben links und Lina, früher Croullina, unten links