Ein sehr persönlicher Erfahrungsbericht mit einem Vierbeiner auf drei Pfoten

Im Sommer 2015 kam Paul, damals Chicco, von den griechischen Pfötchen zu uns.

Nicolas hat genau die gleiche Behinderung wie unser Paul, exakt die gleiche Stelle wurde amputiert, daher möchte ich hier berichten, wie es uns ergangen ist mit einem behinderten Hund, den wir uns nie und nimmer geholt hätten, weil wir dachten, dass ein gehbehinderter Hund absolut nicht in unser Leben passt, und ich persönlich mit so einer Behinderung mental auch nicht vernünftig umgehen kann, da ich vor Mitleid zerfließe. Aber wir hatten dann einfach keine andere Wahl, und so erging es uns dann:

Paul hat uns von Anfang an eines besseren belehrt und wir durften und dürfen immer noch so viel durch ihn lernen: nämlich, dass es immer eine Möglichkeit gibt und man alles bewältigen kann, wenn man es nur will und nicht aufgibt. Paul ist ein ganz toller Hund, für den seine Behinderung absolut kein Problem darstellt und der einfach nur lebensfroh alles annimmt, so wie es kommt. Er begleitet mich fast überall hin: jeden Tag ins Büro, hier hat er sich in null Komma nix eine Fangemeinde aufgebaut, ja sogar zum Friseur kommt er mit, er legt sich in die Ecke und wartet bis wir wieder gehen können, er bezaubert mit seinem Charme und seiner Lebensfreude einfach alle Menschen.

Wir hatten drei wundervolle Jahre bis ich merkte, dass er nicht mehr so laufen und rennen konnte wie bisher. Also haben wir einen Orthopäden aufgesucht, der MRT, CT etc. gemacht hat um dann festzustellen, dass er starke Arthrose aufgrund der Überlastung hat. Er riet uns zu einem künstlichen Hüftgelenk und eine Verlängerung des Stumpfes, was für ein halbes Jahr eine ziemlich schmerzhafte Prozedur bedeutet hätte. Wir hatten ja, als Paul zu uns kam, sofort eine negative Auskunft eines Tierorthopädietechnikers bzgl. Prothese bekommen. Dann haben wir aber durch einen glücklichen Zufall von „Tante Emma Tierorthopädie“ in Schortens gehört. Wir haben nach etlichen Telefonaten die lange Reise (700 km) dorthin gewagt, und um es kurz zu machen: Paul hat eine Prothese bekommen und mit dieser rennt er wie ein Jungspund. Er hat die Prothese problemlos angenommen, was wir so gar nicht zu hoffen gewagt hätten. Uns wurde gesagt wir müssten Geduld haben und es könnte sein, dass es ein Jahr dauert bis er damit problemlos laufen kann. Innerhalb von einer Woche lief er mit der Prothese als wenn er sie schon immer gehabt hätte und konnte auch, entgegen der Aussagen des Herstellers, sofort damit rennen. Die Prothese musste nach einiger Zeit noch etwas nachbearbeitet werden, da er wunde Stellen bekam aufgrund der Muskulatur, die sich in dem Stumpf  gebildet hatte. Aber das war wirklich ganz problemlos und unkompliziert auf dem Postwege möglich.

Was zu bedenken ist und ich auch nicht schönreden möchte:

Natürlich sind unsere täglichen Spaziergänge nicht so ausgiebig wie mit einem Vierbeiner: wir können i.d.R.  nur zweimal am Tag je 35 Minuten laufen, dann aber in Gelände, in dem Paul nach Herzenslust rennen und schnüffeln kann. Aber es soll ja auch Leute geben, die länger gar nicht gehen möchten und froh sind, wenn sie nicht so ausgiebig Gassi gehen müssen. Ich gehöre nicht unbedingt dazu, aber Paul hat mich gelehrt, dass das Gassigehen nicht nur darin besteht, so schnell wie möglich von A nach B zu kommen. Dank Paul lassen wir es geruhsamer angehen, pausieren auch mal auf einer Bank und beobachten gemeinsam. Inzwischen genieße ich dadurch die Natur noch viel mehr. Je nach Autotyp (Kombi) ist eine Rampe erforderlich, und die Physiotherapie steht auch alle 2 Wochen an, außerdem bekommt er homöopathische Medikamente und Futterzusätze, was natürlich auch zusätzlich Geld kostet. Ansonsten sehen wir den Tierarzt  – wenn überhaupt – nur zum Impfen.

Wir sind so froh und glücklich mit unserem Dreibeiner und hoffen, dass wir noch ganz viele gemeinsame Jahre vor uns haben, inzwischen ist Paul 8 Jahre alt. Hier zwei Videos von Paul: Video 1  Video 2

Vielleicht bekommt Nicholas ja auch noch seine Chance auf ein schöneres Leben, trotz seiner Behinderung, ich wünsche es ihm so sehr.